Editorial 🖍️

Hallo, Du Mitglied einer Minderheit 👋

Als Leserin und Leser - und alle davor und dazwischen - dieses Curateletters bist Du Teil einer Minderheit. Das ist brutal ehrlich, aber keine Sorge: Das ist gut. Richtig gut, denn Minderheiten sind per se sexy, aber sowas von! Minderheiten sind begehrt. Jeder will Teil einer Minderheit sein und nicht zur Mehrheit gehören. Die Minderheit ist aufgeweckter, erfolgreicher, begehrter. Die Mehrheit dümpelt im Becken des banalen Mainstreams und hält sich für aufgeweckter, erfolgreicher und begehrter. Hashtag #eventprofslife #lovemyjob 

Die Mehrheit erfreut sich an den Coca-Cola-Trucks zu Weihnachten, Silvester am Brandenburger Tor, an der Demokratie und an Helene Fischer. Die Mehrheit ist heterosexuell, hat schwarze Haare und ist untenrum rasiert. (Fakten.) Hashtag #eventprofslife #lovemyjob.

Die Mehrheit der Eventbranche liest nicht die #StillePost(s) 📯. Die Mehrheit hat dafür keine Zeit, denn Einladungen zu Branchen-Events, zu Fam-Trips, zu Kurz-Trips im Charter-Flugzeug - mit Hummer🦞 & Champagner🥂 - und zu illustren Ibiza Partys, wollen schließlich wahrgenommen und die Selfies dazu #eventprofslife #lovemyjob gepostet werden.

Die Mehrheit ist „Bayern München“, die Minderheit „FC St. Pauli“. Alle wollen gerne Bayer München sein, das symbolisiert schließlich eine MiaSanMia Siegermentalität, die der Mehrheit zwar gänzlich fehlt, die sie aber haben will. Der Mehrheit wünscht sich einmal Sieger zu sein, die Minderheit nicht. Sie ist es schon, andauernd und ständig.

Diese Minderheit gilt es zu gut bewahren, zu hegen und zu pflegen, denn wenn die Minderheit zur Mehrheit wird, ist sie keine Minderheit mehr, sondern eben eine Mehrheit. Das wäre - rein theoretisch - ein Doppel-Wumms und eine Zeitenwende in der Eventbranche, währen wir die Mehrheit. Ein positiver Effekt. Plötzlich maximal professionalisiert, in der Politik mitbestimmend, vom Volk geliebt und geschätzt von allen. In einem gigantischen MiaSanMia Schaumbad badend, liebkosend. Und das Beste: keine geistlosen MICE-Events mehr, bei denen die TeilnehmerInnen mit einem Zeit-Countdown an der Wand die Uhr lesen lernen, um zu verstehen, wie lang eine Viertelstunde ist und wie viele Viertelstunden es braucht, bis der große Zeiger einmal hinter dem kleinen Zeiger hergelaufen ist. Zugegeben, das ist nötig, denn die eigene Zeitplanung ist bei Veranstaltungsplaner:innen oft ein sehr kritischer Punkt. Statistisch hält ein(e) VeranstaltungsplanerIn ihren/seinen Friseurtermin zuverlässiger ein, als ihre/seine Zusage an einer Branchenfachveranstaltung. (Fakten.) Hashtag #eventprofslife #lovemyjob.

Bei 1 Mio. User täglich auf MICEboard und 1,5 Mio. #StillePost(s) 📯 Abonnenten wären wir die klare Mehrheit in der MICE Branche. Keine Sorge, davon sind wir sehr weit entfernt und das ist gut so, denn wären wir die Mehrheit gäbe es kein solches Editorial mehr. Wir müssten banalen Mainstream Blabla abfassen, schön geschliffen, kantenfrei und blumig. Dürften keinen auch noch so klitzekleinen Spiegel mehr hochhalten und müssten Tante Inge 👵🏻 aus Lüdenscheid eiskalt kaltstellen. Schlimmer noch: wir müssten alle Postings mit dem Hashtag #eventprofslife #lovemyjob liken und lieben. Und wir müssten bewundernde Jubel-Perser-Kommentare zu jedem Posting eines jeden Eventplaners und Eventplanerin in den sozialen Medien mainstream-mässig ausformulieren. #anstrengend Währen wir die Mehrheit, müssten wir sie alle lieben, bewundern und all unserer Postings mit den Lieblings-Hashtags #eventprofslife #lovemyjob beenden. Womit denn sonst?

BOAH😅 !! was sind wir da aber mal froh, dass wir die Minderheit sind! Du nicht auch? Da kratzen wir uns doch weiterhin gelegentlich lieber mal im Schritt als am Kopf. Hauen hier und da mal richtig einen raus, peitschen uns im Hooters auf der Reeperbahn regelmäßig kräftig einen rein, während wir uns dabei gegenseitig die Postings der „Mädels-in-Events und Co.“ Gruppen auf LinkedIn laut vorlesen - um dazuzulernen. ☝️ So bleiben wir eine kleine Minderheit - klug und begehrt. Und DU 🫵 wirst weiterhin bewundernde Blicke ernten und Schulterklopfen bekommen, wenn Du im Kreise Deiner Kolleginnen und Kollegen ganz lässig und beiläufig sagst: „Ich lese die Stille Post(s)!“  

Wir wünschen Dir 🫵 mit dieser bewundernswerten Ausgabe - wie immer - viel Vergnügen, zahlreiche Inspirationen, Informationen und Tipps für Eure künftigen Veranstaltungsplanungen außerhalb Deutschlands. Du schnucklige Minderheit!

Der Kurator 🧑🏻‍🎨 und der Minderheiten #StillePost(s) 📯 Postbote 🧌

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